700 Millionen Menschen nutzen jede Woche ChatGPT. Das klingt nach Triumph. Nach dem endgültigen Durchbruch der Künstlichen Intelligenz. Doch in Wahrheit ist es etwas anderes: User. Nicht Denker. Nicht Gestalter. User.

Wir haben das Hirn der Welt in unsere Hosentasche geladen – und nutzen es, um Mails zu glätten, Aufsätze zu faken und PowerPoints hübscher zu machen. Das ist nicht Fortschritt, das ist Kosmetik. Wir reden uns ein, im „KI-Zeitalter“ zu leben. Tatsächlich haben wir nur ein neues Werkzeug im Browser.

Plattformen bauen das Dach – nicht die Zukunft

Es ist immer dasselbe Muster: Amazon gab Millionen Händlern Zugang zu E-Commerce. Airbnb machte das Vermieten global. Milliarden wurden verdient. Aber: keiner wurde größer als die Plattform. Jeder hängt am Dach, das Amazon, das Airbnb gebaut haben.

Mit KI ist es nicht anders. Ob GPT-5, Claude, Gemini – sie alle sind Plattformen. Mächtig, dominant, fast monopolartig. Und darunter? Ein Heer von Startups, Beratern, Agenturen, die ihre Daseinsberechtigung daraus ziehen, dass sie sich „anflanschen“. Nett. Aber nicht „the next big“.

Der große Irrtum: Wir verwechseln Hirn mit Intelligenz

Der Mensch ist kein Cortex mit Anhang. Er ist Körper, Hand, Widerstand. Er existiert nicht im Vakuum des Denkens, sondern in der Reibung der Welt.

KI, so brillant sie in Sprache, Code und Statistik ist, bleibt unvollständig. Sie denkt, aber sie handelt nicht. Sie erklärt, aber sie greift nicht. Sie berät, aber sie trägt keine Verantwortung.

Solange KI keinen Körper hat, ist sie Simulation. Kein Leben. Kein Risiko. Keine Macht.

Hirn + Körper = Revolution

Das „Next Big Thing“ liegt nicht in einem schlaueren Prompt oder einem noch größeren Sprachmodell. Es liegt in der Verkörperung. In humanoiden Maschinen, in Robotik, in Systemen, die nicht nur reden, sondern tun.

GPT im Browser ist ein Gimmick. GPT im Raum ist eine Revolution.
Das Hirn alleine macht uns nicht zum Menschen. Erst der Körper, erst die Fähigkeit zu handeln, macht Intelligenz zu Macht.

Warum das unbequem ist

Weil es bedeutet: Alles, was wir jetzt als „KI-Wirtschaft“ feiern – die Startups, die Tools, die Beratung – ist ein Übergangsphänomen. Schön für Fördergelder, nett für Innovationspanels. Aber am Ende nur Schatten unter einem Dach.

Die eigentliche Schlacht wird nicht um noch smartere Texte oder noch schnelleren Code geführt. Sie wird darum geführt, wer der Künstlichen Intelligenz den ersten wirklichen Körper gibt.
Das wird nicht nett. Das wird nicht demokratisch. Das wird nicht inklusiv.
Es wird brutal. Kapitalintensiv. Existenziell.

Fazit

700 Millionen User – und fast keiner versteht, was da wirklich passiert. Wir beschäftigen uns mit einem digitalen Hirn, als wäre es die Krone der Schöpfung. In Wahrheit ist es nur die Ouvertüre.

Die Frage ist nicht, wie viele Prompts wir noch schreiben.
Die Frage ist: Wer baut den Körper?
Denn erst dann, wenn KI in die Welt greift, verschiebt sich Macht wirklich. Alles andere ist Spielerei.

 

(Zur Veröffentlichung freigegeben. Für weiterführende Fragen, Interviews oder vertiefende Kommentare stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung:
Tim Alexander Otto Häußermann – presse@lesharo.net)